Die ersten Stammbucheintragungen von Spitzen erfolgten bereits im Jahr 1880 in das Deutsche Hunde-Stammbuch. Im Folgenden möchte ich daher einen kurzen historischen Abriss über die Delegierten-Commission und das Deutsche Hunde-Stamm-Buch geben.
Die Delegierten-Commission (DC)
und das Deutsche Hunde-Stamm-Buch (D.H.St.B.)
Die Delegierten-Commission war erster und bis zu ihrer Zwangsauflösung im Jahr 1935 ältester Hundezuchtverband Deutschlands. Sie wurde am 26. April 1879 von fünf Vereinen gegründet. Hauptzweck der DC war das Führen eines Deutschen Hunde-Stammbuch für alle Rassen. Ihre Gründungsmitglieder waren:
- Verein zur Veredelung der Hunderassen in Deutschland (Vorläufer der Delegierten-Commission, gegründet 1878)
- Verein Hector, Berlin (gegründet 1876)
- Klub zur Prüfung der Hühnerhunde
- Norddeutscher Hetzklub
- Verein Nimrod
Bereits im Jahr 1880 wurde das erste Deutsche Hunde-Stamm-Buch (D.H.St.B.) für alle Rassen herausgegeben.
Zu dieser Zeit wurde es noch vom Vorläufer der DC, dem Verein zur Veredlung der Hunderassen in Deutschland, im Auftrag der Delegierten-Commission herausgegeben. Später übernahm die Delegierten-Commission die Herausgabe des Deutschen Hunde-Stamm-Buchs, das jährlich erschien und regelmäßig mit anderen europäischen Ländern ausgetauscht wurde.
Da sich das Hundegeschehen aus der Jagdhundezucht heraus entwickelt hat und der Verein Hector seinerzeit der erste Verein war, der sich auch um die Zucht von sogenannten 'Luxushunden' bemühte, spiegelte sich dies auch in den Eintragungen wider. So waren im Band 1 des D.H.St.B. von insgesamt 334 eingetragenen Hunden, 302 Jagdhunde und nur 32 Luxushunde verzeichnet. Darunter befand sich lediglich ein Spitz, eine weiße Hündin namens "Snips", geboren 1874 mit unbekannter Abstammung.
1879 legte die DC ersten allgemeinen Rassestandards für deutsche Hunderassen fest, zunächst für Jagdhunde, im Jahr 1880 auch für sogenannte Luxushunde wie den Spitz. Rassekennzeichen für ausländische Hunderassen wurden übersetzt und für Deutschland adaptiert. Die DC etablierte Prüfungsregeln für Jagd- und Polizeihunde, veranstaltete Zuchtschauen für Hunderassen und Gebrauchsprüfungen und stellte die ersten Ausstellungs- und Schauregeln auf. Der erste Vorsitzende der Delegierten-Commission war General Graf von Waldersee.
Im Jahr 1911 war die Delegierten-Commission, neben dem Kartell der stammbuchführenden Spezialklubs (später Deutsches Kartell für Hundewesen) Gründungsmitglied der Fédération Cynologique Internationale (FCI).
Während Vereine, die sich dem im Jahr 1906 gegründeten Kartell anschlossen, eigene Stamm- bzw. Zuchtbücher führten, führte die Delegierten-Commission ein Sammelzuchtbuch für alle ihre angeschlossenen Vereine, ähnlich wie es heute in anderen Ländern, beispielsweise bei der SKG mit dem S.H.S.B. oder dem Raad van Beheer mit dem N.H.S.B., geregelt ist.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 begann die Gleichschaltung der Hundezucht. Am 1. Oktober 1933 trat der neue Reichsverband für das Deutsche Hundewesen (RDH) in Kraft. Vereine wurden in Fachschaften umbenannt, für jede Rasse gabe es nur noch eine Fachschaft, kleinere Vereine mussten sich in größere Vereine eingliedern. Die drei bestehenden Verbände wie die Delegierten-Commission (DC), das Deutsche Kartell für Hundewesen (DKH) und der Verband von Vereinen für die Prüfung von Gebrauchshunden zur Jagd (JGV) hatten sich bis zum 31. Dezember 1933 aufzulösen.
Obwohl oft behauptet wird, dass diese Gleichschaltung und Auflösung der bestehenden Verbände im Einverständnis erfolgte, geschah dies nicht von allen freiwillig oder ohne Widerstand. Während das Kartell und seine Funktionäre in den Reichsverband übergingen, widersetzte sich die Delegierten-Commission gegen die Gleichschaltung und ihre Auflösung, allerdings ohne Erfolg. Wie aus einer Bekanntmachung des RDH vom Juni 1935 hervorgeht, wurde die Delegierten-Commission im Jahr 1935 durch Verfügung der Geheimen Staatspolizei (Gestapo) zwangsaufgelöst, und ihr kynologisches Aktenmaterial sowie Vermögen wurden beschlagnahmt und sichergestellt.
